„Ich liebe Kritik, aber ich muss damit einverstanden sein.“

(Mark Twain, amerikanischer Schriftsteller)

Werbung? Ja, bitte!


Lesen Sie gerne Werbung? Sie verneinen bestimmt, aber es gibt eine Art von Werbetext, die Sie gezielt aufsuchen, wenn Sie ein neues Buch kaufen möchten und die Buchrückseite überfliegen.

Die Rede ist vom sogenannten Klappentext. Sie finden ihn auf der Rückseite, eingeklappt im Schutzumschlag, über den Buchenden oder, bei einem Taschenbuch, auf der zweiten Seite. Der Klappentext könnte Ihre erste Begegnung mit dem Inhalt eines Buches sein und er nimmt seinen Job sehr ernst: Hier wird versucht, Ihnen den Titel schmackhaft und die Kaufentscheidung leicht zu machen.

Der Klappentext ist Marketing


Ein Klappentext wird üblicherweise von der Marketingabteilung des Verlags im Sinne der Werbung erstellt. Er wird nach einem immer ähnlichen Schema konstruiert, egal ob er nun eine Prosa- oder Lyrik-Sammlung oder einen Kriminalroman bewirbt.

Ein Klappentext startet mit einer kurzen Inhaltsangabe oder einem mitreißenden Zitat aus dem Text oder einer Rezension. Der Inhalt wird dabei nur kurz beschrieben, ohne dass der Plot oder das Ende bekanntgegeben werden. Auf der vorderen Seite des Umschlags können auch die ersten Absätze des Buches zitiert werden, um zum Weiterlesen einzuladen. Auf der Rückklappe wird das Portrait des Schriftstellers kurz umrissen. Hier befinden sich auch der Hinweis auf Würdigungen oder Auszeichnungen des Autoren sowie werbliche Hinweise auf weitere Bücher (des Autors oder auf vergleichbare Titel) aus dem gleichen Verlag.

Die Rezension: Aufbau und Ziel


Dem Klappentext gegenüber steht die Rezension. Im Gegensatz zum reinen Werbetext stellt sie die Beurteilung eines Kritikers dar, der oder die sich intensiv mit dem Buch befasst hat. Die Rezension versteht sich zwar als eine subjektive Bewertung des gesamten Buchs (ganz im Sinne einer kommentierenden Darstellungsform), aber keinesfalls als „Lobhudelei“ oder niederschlagende Kritik als solche.

Der Rezensent beginnt mit einer Einleitung, die kurz das Thema bzw. den Inhalt oder den Plot erläutert, den Autor vorstellt, auf seinen Werdegang hinweist, bei Folgeauflagen möglicherweise zusammen mit der Entstehungsgeschichte des Buchs. Hier passt es, einen Paragraphen aus dem Inhalt zu übernehmen, der dem Leser einen kleinen Vorgeschmack auf das Kommende gibt. Bei bestimmten Gattungen, zum Beispiel bei Jugendbüchern, können an dieser Stelle auch Zielgruppen oder Adressaten genauer definiert werden.

Im Hauptteil wird das Thema ausführlicher erläutert, zusammen mit einer Beschreibung der Form und des Schreibstils des Autors. Hier kommt es darauf an, eine Struktur einzuhalten, die sich an den Kapiteln oder der Hierarchie des besprochenen Werks orientiert. Eine wild durcheinander laufende, dem persönlichen Leseempfinden entsprechende und somit viel zu individuelle Wiedergabe des Inhalts sollten Sie unbedingt vermeiden.

Erste Ansätze einer Bewertung können in diesem Teil aufgeführt werden, etwa die Interpretation des Kritikers zur Absicht des Schriftstellers. Dazu gehören auch Vorschläge an den Leser, sich bei Fragen zu gewissen Punkten nicht mit der Kritikermeinung, sondern mit dem Primärtext selbst auseinanderzusetzen.

Im Schlusswort folgt dann die eigentliche Bewertung des Buches. Hier gibt der Kritiker oder Rezensent eine umfangreiche, subjektive Synopsis ab. Er wird versuchen, die Intention des Autors (oder wie er sie empfindet) mit eigenen Worten zu erklären. Und er wird versuchen zu klären, ob die Zielsetzung des Autors im Rahmen der Form, des Stils und laut seiner Einschätzung und seines Verständnisses nach erreicht wurde. Dabei kann der rezensierte Text in einem Zusammenhang mit dem sozialen und politischen Zeitgeschehen seiner Entstehung oder im Vergleich zu ähnlichen Publikationen gestellt werden.

Subjektiv, objektiv … oder beides?

Das grundlegende Problem einer jeden Kritik liegt dabei auf der Hand: Sie ist qua definitionem immer subjektiv, möchte aber möglichst objektiv, unbeeinflusst und natürlich unabhängig wirken. Sie sollte also niemals aus Plattitüden oder Floskeln bestehen.

Für den Leser ist eine (möglichst) sachliche Bewertung mit einer realen Einschätzung des Kritikers hilfreicher und wertvoller als ein Fan-Statement oder eine persönliche Attacke. Obwohl sachlich-negative Kritik ein wichtiger Bestandteil jeder Bewertung ist, liegt es auch im Sinne der Rezension, den Lesern Lust auf eine eigene Meinungsbildung zu machen.

Am Ende des Schlussteils stehen schließlich die bibliographischen Angaben zu ISBN-Nummer und Verlag, zum Erscheinungsjahr und den verfügbaren Formaten (Hardcover, Taschenbuch, E-Book. Audio-Book etc.). Je nachdem, auf welcher Plattform die Rezension veröffentlicht wird, können hier auch Angaben zur nächsten Autorenlesung, zu aktuellen Interviews, zu TV- oder Rundfunkbeiträgen oder zu weiterführenden Informationen stehen.
10 Regeln für gute Klappentexte
  • So kurz wie möglich, so lang wie nötig!
  • Maximale Länge: 600 Zeichen zum Inhalt, 100 Zeichen zur Person des Autors.
  • Titel und Untertitel des Buches sollten nicht wiederholt werden.
  • Nachrichtlicher Aufbau: das Wichtigste zuerst, von hinten kürzbar.
  • Klappentexte werden häufig überflogen: Schreiben Sie einfach und interessant.
  • Bleiben Sie bei der Wahrheit: Versprechen Sie keine Inhalte, die das Buch nicht hält.
  • Spoilern Sie nicht: Was über die ersten drei Kapitel hinausgeht, bleibt geheim.
  • Formatierung nicht vergessen: Absätze, Fettungen, Zitate und Listen erhöhen die Lesefreundlichkeit.
  • Vermeiden Sie Superlative, schmeichelhafte Vergleiche und eine Anbiederung an den Leser.
  • Sparen Sie nicht am Lektorat: Klappentexte müssen fehlerfrei sein!
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Der Klappentext

Keine leichte Aufgabe: ein ganzes Manuskript auf unter 600 Anschläge zu komprimieren und gleichzeitig potentielle Leser zu fesseln. Dieser kurze Leitfaden für „Books on Demand“-Autoren bietet nützliche Tipps und lässt sich natürlich auch von Verlagsautoren anwenden. Auch für eBooks unverzichtbar! Hier finden Sie den Download von „Wie formuliert man einen guten Klappentext?“ als PDF.
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Wer schreibt eigentlich den Klappentext?

… eine Frage, die sich gar nicht pauschal beantworten lässt. Als Self-Publisher erledigen Sie sowieso alles selbst, also auch das Verfassen Ihrer Klappentexte. Der Plural wurde an dieser Stelle mit Bedacht gewählt, denn in der Regel formulieren Sie mehrere Versionen und verschmelzen diese zu einem Best-of.

Als Verlagsautor können Sie natürlich ebenso vereinbaren, Ihren Klappentext selbst zu verfassen. Häufig wird sich der Verlag jedoch nicht darauf einlassen und diese Aufgabe lieber einem erfahrenen Lektor übertragen wollen. Das macht insbesondere dann Sinn, wenn Sie als Autor zu nah am und zu emotional im Thema sind. Ein Mitspracherecht sollten Sie sich aber auf jeden Fall garantieren lassen.
Über die Autorin: Sylvia Phipps

Über die Autorin: Sylvia Phipps

International Database Manager, Designerin & Journalistin

Sylvia Phipps hat Film Studies (Contemporary Cinema – Certificate) in Oxford studiert, ist ausgebildete Multi-Media-Designerin und Social-Media-Managerin. Sie war über 15 Jahre lang als wissenschaftliche Online-Redakteurin in Großbritannien tätig, verfügt über das International Legal English Certificate (Distinction) der University of Cambridge und widmet sich heute neben ihrer Tätigkeit bei einer großen Berliner Kommunikationsagentur dem freiberuflichen Journalismus.

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