Journalist werden – aber wie?
In Deutschland ist der Journalismus ein so genannter „offener“ oder auch „freier“ Beruf, für den es keinen staatlich geregelten Ausbildungsweg gibt, und dessen Berufsbezeichnung „Journalist“ dementsprechend nicht durch das Berufsbildungsgesetz geschützt ist. Die Journalistenausbildung erfolgt in der Regel
- durch ein journalistisches Volontariat,
- über ein einschlägigies Hochschulstudium oder
- an als Journalistenschulen ausgelegten Fach- bzw. Privatschulen.
Einstieg I: das Volontariat
62,4% der Journalisten haben als Ausbildung oder Ausbildungstbestandtteil ein journalistisches Volontariat durchlaufen. Dabei handelt es sich um eine bis zu zweijährige praktische Ausbildung bei einem Print- oder Online-Medium, in Radio oder Fernsehen. Häufig wird diese Praxisausbildung von regelmäßigen Blockseminaren bei publizistischen Akademien begleitet, ähnlich dem Besuch der Berufsschule in einem klassischen Ausbildungsberuf.
Da jedoch viele Medienhäuser einerseits die mehrwöchige Abwesenheit ihrer Volontäre scheuen und andererseits die an publizistischen Akademien vermittelten, oftmals sehr umfassenden Inhalte als praxisfern und nicht mehr zeitgemäß empfinden, erfolgt die Theorievermittlung immer häufiger durch In-House-Seminare, ein begleitendes Fernstudium oder gleich über ein duales Studium. Ein Volontariat kann auf 18 Monate, bei besonderer Eignung des Volontärs sogar auf eine Mindestdauer von 15 Monaten verkürzt werden.
Vorteile des Volontariats: sehr hoher Praxisbezug, tarifliche Vergütung.
Nachteile eines Volontariats: geringeres Renommee gegenüber Journalistenschulen.
Einstieg II: das Hochschulstudium
30,6% der Journalisten haben als Ausbildung oder Ausbildungsbestandteil ein mindestens dreijähriges Studium (bei Bachelor-Abschluss) der Journalistik, Publizistik, Kommunkiations- oder Medienwissenschaft oder vergleichbarer Fächer absolviert. Gerade das Studium der Journalistik wird dabei sehr zwiespältig betrachtet. Auf der einen Seite lehnen viele Journalistenlehrer und erfahrene Journalisten eine solche Akademisierung ihres Berufes ab. Sie sehen im Journalismus ein Handwerk, das nicht durch eine umfangreiche Theorieausbildung, sondern durch andauerndes und ständiges Einüben der Praxis erlernt werden kann. Auf der anderen Seite liegt im abgeschlossenen Journalistikstudium die einzige Möglichkeit, die Berufsbezeichnung „Journalist“ als geschützten akademischen Grad hinter dem eigenen Namen zu führen.
Zudem ist ein Journalistikstudium längst nicht mehr so theorielastig gestaltet wie viele Studiengänge der Publizistik und der Medienwissenschaft. Längere Redaktionspraktika stehen bei fast allen Hochschulen und Universitäten, die einen jouernalistischen Studiengang enbieten, auf dem Curriculum. Und auch Partnerschaften mit renommierten Medienhäusern sind keine Seltenheit mehr.
Vorteile des Hochschulstudiums: geschützte akademische Abschlüsse in Journalistik, Erwerb eines akademischen Grades, Zugang zu anspruchsvolleren Stellen (z. B. im öffentlichen Dienst).
Nachteile des Hochschulstudiums: keine Vergütung während des Studiums, eigene Finanzierung, in der Regel erschwerter Berufseinstieg.
Einstieg III: die Journalistenschule
13,4% der Journalisten haben als Ausbildung oder Ausbildungsbestandteil eine Journalistenschule absolviert. Hierbei handelt es sich im Allgemeinen um eine anderthalbjährige Ausbildung in Theorie und Praxis. Gerade die renommierten Journalistenschulen großer Medienhäuser wie Springer, Burda, RTL etc. wenden jedoch ein strenges Auswahlverfahren an, was zusammen mit den ohnehin wenigen Vergabeplätzen zu einem sehr beschränkten Zugang führt. So nimmt etwa die RTL-Journalistenschule alle zwei Jahre 30 Schüler auf, bei der Henri-Nannen-Schule sind es alle anderthalb Jahre 16 Schüler und bei der Axel-Springer-Akademie sind es jährlich 40 Schüler. Insgesamt stehen in Deutschland jährlich etwa 300 Ausbildungsplätze an Journalistenschulen zur Verfügung, um die sich regelmäßig zwischen 8.000 und 10.000 Interessenten bewerben.
Die Journalistenschulen der renommierten Verlagshäuser und Mediengruppen erheben keine Studiengebühren, allerdings erhalten deren Journalistenschüler auch nur ein oftmals als „Lehrgangsbeihilfe“ bezeichnet Schulgeld. Dies beträgt zum Beispiel an der RTL-Journalistenschule 870,- Euro pro Monat, wobei weitere 500,- Euro als Darlehen gewährt werden können (Stand: 2015). Von der tariflichen Bezahlung eines journalistischen Volontärs können Journalistenschüler also nur träumen. Hier finden Sie eine Liste der wichtigsten Journalistenschulen in Deutschland.
Vorteile der Journalistenschule: hohes Renommee, oft Anbindung an ein Medienunternehmen (Springer, Gruner & Jahr, RTL, WAZ, Hubert Burda Media etc.).
Nachteile der Journalistenschule: tarifliche Vergütung wird häufig durch die Zahlung eines Schulgelds umgangen.
Einstieg IV: der Quereinstieg
Stolze 68,7% der Journalisten geben an, über den Quereinstieg zum Journalismus gelangt zu sein. Die Ausprägungen dieser Art des Berufseinstiegs könnten vielfältiger nicht sein: Sie reichen von der freien Mitarbeit bei Vereins- oder Verbandszeitschriften über das Blogging oder Schreiben für eigene und fremde Webseiten bis hin zum Praktikum oder einer Hospitanz. In jüngster Zeit spielen auch Content-produzierende Portale wie content.de oder textbroker.de eine immer stärke Rolle, auf denen sich Hobby-Texter ein Taschengeld verdienen und gleichzeitig vom Feedback auf ihre Texte profitieren. Wie auch bei fast allen anderen Arten des Quereinstiegs erfolgt hier also ein „training on the job“.
Folgt jedoch auf den Quereinstieg keine anschließende „formale“ Journalistenausbildung wie das Volontariat, bleibt die Gefahr groß, in der Hobbyistensektion hängen zu bleiben. Zwar gelingt es durchaus manchem Quereinsteiger sich als Experte in dem von ihm favorisierten Themengebiet zu profilieren, es fehlen dagegen häufig jornalistische Grubndlagen wie die Verwendung von Recherechetechniken oder das Einüben unterschiedlicher journalistischer Darstellungsformen. Insgesamt hat die Bedeutung des Quereinstiegs in den Journalismus seit 1993 mit einem Zuwachs von 120% allerdings koninuierlich zugenommen.
Vorteile des Quereinstiegs: nebenberuflicher Berufseinstieg möglich, häufig enge Bindung an persönliche Interessen.
Nachteile des Quereinstiegs: kein Ausbildungsnachweis, in der Regel schlechtere Bezahlung, geringere berufliche Flexibilität.
Übersicht: Journalistenausbildung
Anmerkung: Wegen der häufig miteinander kombinierten Ausbildungsmöglichkeiten liegt die Summe der Prozentanteile bei deutlich über 100%.
- Volontariat 62.4%
- Hochschulstudium 30.6%
- Journalistenschule 13.4%
- Quereinstieg 68.7%

Download-Tipp #1
Mit dem Bachelor ins Volontariat? Genau diesen Weg schlug Anna Gemünd, B.A. ein, die nach ihrem Studium an der Universität Duisburg-Essen ein Volontariat bei der Funke-Mediengruppe (WAZ, Westfalenpost etc.) absolvierte.
Worauf es dabei ankam und welche Erfahrungen sie machte, lässt sich zusammengefasst in einem kurzen PDF-Ratgeber hier herunterladen.
„Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazu gehört.“
Info: PR-Volontariat
Zu den Bewerbungsvoraussetzungen gehören
- ein abgeschlossenes Hochschulstudium und erste Erfahrungen im Kommunikations- und/oder Veranstaltungsbereich,
- Interesse an Projekt- und Medienarbeit und betriebswirtschaftliches Grundwissen,
- Eigeninitiative, Engagement, Kreativität und diplomatisches Geschick,
- Teamgeist, Kommunikations- und Sozialkompetenz.
Hier finden Sie alle aktuellen Stellenausschreibungen der Verlagsgruppe „Die Zeit“.
„Allen Schülern und Studenten kann ich nur zurufen: Lest mehr Zeitung!“

Über den Autor: Dr. Martin Mirbach
Autor, Herausgeber und Publizist
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